In einem unscheinbaren Dorf am Rande des Kaukasus in Georgien wurde eine Dorfschule aufwendig modernisiert. Lehrer wie Schüler sind begeistert. Am 15. September 2022 fand unter Beteiligung von Vertretern des georgischen Bildungsministeriums, der Beobachtermission der Europäischen Union (EUMM) und der stellvertretenden deutschen Botschafterin Tanja Hutt aus Tiflis die bewegende Übergabe der neu eingerichteten Schule statt.

Wie war es zu der für alle erfreulichen und aufwendigen Renovierung und Ausstattung der Dorfschule gekommen? Hierzu muss man wissen, dass Odzisi ein kleines Dorf mit etwa 500 Einwohnern ist, das sich etwa 60 Kilometer nordnordwestlich der Hauptstadt Tiflis an einer wichtigen Verkehrsverbindung nach Achalgori in Südossetien befindet. Es ist die letzte Station vor einer Art Demarkationslinie zu dieser abgespalteten Region im Kaukasus.

Hintergrund:

Kriege und Konflikte: Georgien. Konfliktportrait von Marion Kipiani (26-Aug-2020)

Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn – © 2020 bpb (CC BY-NC-ND 3.0 DE)

Kurz vor dem Zerfall der Sowjetunion hatte sich Georgien 1991 bereits für unabhängig erklärt. Dies führte dazu, dass sowohl in der Region Abchasien ganz im Westen Georgiens als auch in Südossetien militärische Konflikte ausbrachen und beide Teile des Landes ihrerseits die Unabhängigkeit von Georgien erklärten. Russland unterstützte diese Aktionen durch mehrfaches militärisches Eingreifen und kontrolliert de facto seitdem durch seine militärische Präsenz diese Gebiete. Die ständigen militärischen Auseinandersetzungen in dieser Region haben – vergleichbar der momentanen Situation in der Ukraine – zu zahlreichen zivilen Opfern und zu ethnischen Verschiebungen in der Größenordnung von 200.000 Menschen in der Bevölkerung Georgiens geführt. So leben in Odzisi circa 1000 „Georgier“, die allein im Kaukasuskrieg 2008 aus Südossetien über die Linie nach Süden geflüchtet waren.

GEO-Odzisi-Dorfschule
GEO-Odzisi-Dorfschule

Die Dorfschule Odzisi in der Region Mzcheta-Mtianeti an der Demarkationslinie zu Südossetien

Die Dorfschule, die seit Jahren der angespannten Lage vor Ort Rechnung tragen muss, liegt in Sichtweite einer russischen Kaserne hinter der Grenze. Sie hatte in der hektischen Entwicklung über die Jahre nicht mithalten können und war inzwischen in einen arg verwahrlosten Zustand geraten. Es wurden gerade mal noch hundert Kinder dort unterrichtet. Unser Polizeihauptkommissar Heiko Lammertz, der schon 2014 und 2018 während seiner Auslandseinsätze mit Lachen Helfen im großen Stil Hilfsprojekte für Kinder im Südsudan und im Sudan verwirklicht und 2019 auch den Bau der Verena-Schule in Mali vermittelt hat, nahm sie 2021 bei einer seiner Patrouillen im Rahmen der EUMM-Beobachtermission nun in dieser abgelegenen Region Mzcheta-Mtianeti in Augenschein. Er sah die heruntergekommene Infrastruktur und desolate Schulausstattung – unter anderem gab es nur einen einzigen funktionsfähigen PC in der ganzen Schule. Er versprach der Schulleiterin Tamar Gunashvili spontan seine Hilfe.

Als erste Maßnahme kontaktierte der Verein unseren Kooperationspartner Ralf Hamm beim Labdoo.org e.V. in Mülheim an der Ruhr und besorgte einen weiteren Laptop-PC. Dann ging es gemeinsam an die Planung zur Instandsetzung der am ärgsten betroffenen Etage unterm Dach der Schule und die Einrichtung eines Computerraums, der den Mädchen und Jungen eine zeitgerechte Schulbildung in der digitalen Welt erschließen würde. Dafür wurden von Lachen Helfen in der ersten Phase € 8.587,– investiert.

Der Regional Hub hat diesen Videoclip zur ersten Phase des Hilfsprojektes an der Dorfschule Odzisi veröffentlicht. (MP4 · 00:36 min · HD720 · 2 MB – © MMRH, 8. Oktober 2021)

Organisatorische Hilfestellung vor Ort leistete der sog. regionale Knotenpunkt (Mtskheta-Mtianeti Regional HubMMRH). Der neue Computerraum und die ergänzende PC-Ausstattung war binnen kurzer Zeit ein solcher Erfolg, dass Menschen, die nach Tiflis abgewandert waren, um ihren Kindern eine bessere Bildung zu ermöglichen, nun wieder zurück nach Odzisi kamen. Auch das georgische Schulministerium wurde auf die erfreuliche Entwicklung in der Dorfschule aufmerksam und ließ dort eine neue Heizungsanlage installieren, was ohne das Engagement von Lachen Helfen kaum denkbar gewesen wäre.

Dieser Umstand hatte wiederum zur Folge, dass ein zweites Projekt beschlossen und auf den Weg gebracht wurde. Der Vorstand von Lachen Helfen e.V. stimmte zu, € 21.114 für die umfangreichen Renovierungsmaßnahmen zur Verfügung zu stellen, so dass weitere Klassenräume saniert und modernisiert wurden und anschließend mit kindgerechter Möblierung ausgestattet werden konnten, wozu noch einmal € 14.236,– bewilligt wurden.

Die durch unseren Verein ermöglichte erhebliche Verbesserung der schulischen Ausbildung in Odzisi ist für die Bewohner dieser Region ein bisher nicht für möglich gehaltenes Zeichen der Hoffnung und der Steigerung ihrer Lebensqualität, haben doch nun Mädchen wie Jungen auch deutlich verbesserte Chancen für ihren Einstieg in die Arbeitswelt. Kein Wunder, dass bei der sehr bewegenden Einweihungsfeier alle Anwesenden in allerbester Stimmung waren.

Lesen Sie auch unseren Bericht in den Lachen Helfen Nachrichten I/2022!