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An der Ausfallstraße nach Osten aus der Stadt Masar-e Scharif, die nach Cholm (Balch) und weiter über Pol-e Chomri (Baglan) nach Kabul führt und die man auch fährt, wenn man nach Kundus will, liegt das Wohnviertel Ali Chopan. Der äußere Teil gehört offiziell bereits zum Distrikt Nahri Shahi, der die Stadt von drei Seiten einhüllt. Hier, direkt an der besagten Straße, ist die Ali Chopan Oberschule, in der Jungen und Mädchen im Alter von 6 bis 16 Jahren unterrichtet werden.
Anfangs standen auf dem Gelände die für Afghanistan so oft üblichen Schulzelte, später gab es das erste Schulgebäude, und jüngst wurde als zweites daneben das moderne Schulgebäude 2 errichtet.
Trotzdem sprang die Schule bald wieder aus allen Nähten. Im Zuge der Ausweitung der Schulbildung, die sich unter dem westlichen Einfluss gerade in diesem Land vollzieht, drängen immer mehr Kinder an die höheren Schulen, nicht nur hier in der Stadt, sondern auch in den ländlichen Gegenden. Deshalb ist Lachen Helfen hier mit der Unterstützung der ISAF-Soldaten seit Jahren engagiert und hilft beim Aufbau neuer Schulen. Seit neustem sind auch deutsche Polizisten dabei, die ja als Projektgruppe ebenfalls in Afghanistan stationiert sind (GPPT) und sich jüngst der Initiative des Vereins Lachen Helfen e.V. angeschlossen haben (vgl. den Bericht über die Einweihung der Mario-Keller-Schule in Sheduj (Badachschan) im Oktober 2009). Diese zwei, Ali Chopan und Sheduj, sind die ersten beiden Hilfsprojekte, bei denen die Initiative von den Polizisten ausging.
Schon 2007 war Lachen Helfen mit € 10.000,– in den Bau des zweiten Schulgebäudes mit eingestiegen. 2008 wurden Mittel für die Anschaffung eines Stromaggregates und für Computersoftware-Pakete zur Verfügung gestellt. Im April 2009 dann gab es den Plan, ein drittes Gebäude mit gespiegeltem Grundriss dem zweiten gegenüber zu setzen, weil die Zahl der Jungen und Mädchen gerade wieder um 20 % auf 2300 gestiegen war und der Unterricht jetzt von 45 Lehrern in drei Schichten abgehalten werden muss. Also war der Verein wieder dabei, diesmal als Hauptgeber, der in zwei Etappen 2009/2010 insgesamt knapp € 65.000.– zur Verfügung stellte.
Zunächst wurde das alte, erste Schulgebäude, das fünf Klassenräume hat, baulich saniert, weil es schon einsturzgefährdet war. Das Schulgebäude 2 mit fünf neuen Klassenräumen und einem Computerlernraum ist ja schon seit einem Jahr in Betrieb. Die letzten fünf, inzwischen stark verwitterten Schulzelte können dann bald endgültig abgebaut werden.
Da einer der beiden Wege aus der Stadt zum Flughafen und zum Camp Marmal, wo die Soldaten stationiert sind, an der Schule vorbeiführt, hatten die alle zwei oder drei Tage die Möglichkeit, den Baufortschritt hautnah zu begleiten.
Auf der Grundlage der Pläne vom zweiten Gebäude wurde also der Bau des dritten, wie gesagt in gespiegelter Weise, in Angriff genommen. Die Baumaßnahmen gingen in der Zeit von Juli bis Dezember 2009 zügig voran, im neuen Jahr folgte die Ausstattung mit sechs Klassenräumen, in denen nun vorwiegend Mädchen unterrichtet werden. Am 5. Mai 2010 wurde feierlich die Eröffnung zelebriert.
Zur Eröffnung rückte der Kommandeur des Regionalkommandos Nord der ISAF-Schutztruppe, Brigadegeneral Frank Leidenberger, aus dem nahegelegenen Camp Marmal persönlich an, und das Ereignis hatte große Wellen geschlagen, so dass auch der stellvertretende Gouverneur der Provinz Balch es sich nicht nehmen ließ zu kommen und die Eröffnungsrede zu halten. Die Schülerinnen bedankten sich ebenfalls am Mikrophon und trugen ein traditionelles Lied vor. Währenddessen saßen die anderen – wohl zum letzten Mal unter dem Zeltdach – und lauschten andächtig dem Zeremoniell. Alle spürten, dass mit diesem Schulneubau nun eine neue Zeit beginnen würde.
Nachsatz: Winfried Nachtwei vom Vorstand Lachen Helfen e.V. besucht am 20. April 2011 auf seiner Afghanistan-Reise auch die Ali Chopan Oberschule.