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Fährt man aus der Stadt Kundus im Norden Afghanistans ein paar Kilometer am Kundus (Fluss) entlang, ist man sofort weit ab von der Großstadt. Die Straße ist nicht befestigt, und es gibt so gut wie keine Infrastruktur. Es geht durch Bagh-e Scherkat, eine außengelegene Vorstadt, wo Lachen Helfen schon 2005 neue Möbel und Ausstattung für die Schule finanziert hat. Zwei Kilometer weiter verlassen wir die Landstraße und biegen ab nach Tschar Darahtschi (engl. Schreibweise: Char Darahchi), dem ersten Dorf hier draußen in der Flusslandschaft, an dem wir fast vorbeigefahren wären.
Wir sind da. An einem kleinen Dorfplatz, der nicht viel mehr als eine Straßenabzweigung ist, halten wir an. Die Soldaten steigen aus und sichern das Gelände. So still und verlassen auch alles hier ist, wir sind bereits mitten in der Spannungszone außerhalb von Kundus, wo für Operationen der ISAF die höchste Sicherheitsstufe gilt. Aber alles ist friedlich. Wir stehen vor dem kleinen Häuschen, einer Schaltstation, die mit Mitteln von Lachen Helfen eingerichtet wurde, damit das Dorf endlich mit Strom versorgt wird. Elektrizität war bis vor ein paar Wochen hier ein Fremdwort, weil die Fernstromleitung an der Landstraße hier einfach vorbeiging. Die Dorfgemeinschaft hatte Geld für die Anbindung an die Trasse gesammelt, um erforderliche Strommasten, Transformatorenhäuschen – alles was nicht elektrisch ist – in Eigenleistung bauen zu können. Der Verein hat dann € 14.000,– für den Endausbau und die Elektrotechnik dazu gelegt. Im Rahmen des Hilfsprojektes sind auch Stromkabel zu den umliegenden Häusern gespannt worden. Etwa 1.000 Dorfbewohner werden langfristig ab jetzt davon profitieren.
Heute soll – nach Fertigstellung – zum ersten Mal Strom fließen. Der Zeitpunkt war verabredet, und mit dem Anrücken der Soldaten strömen jetzt auch die Dorfbewohner zusammen. Alle drängen sich um das kleine Häuschen, jeder will sehen, wie der Leitende Ingenieur der regionalen Energiebehörde aus Kundus die Schalter umgelegt. Es werde Licht!
Auch die Schule und das örtliche Gesundheitszentrum werden jetzt mit Strom versorgt, was dem Dorf einen enormen Auftrieb geben wird – und das Ansehen der Soldaten aus Deutschland in der Krisenregion hier draußen ist immens gestiegen.