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Als KptLt Sven Lindner seinen Dienst als Militärbeobachter für die Mission UNMISS im Südsudan antrat, übergab ihm sein Vorgänger, Hptm Ronny Zaumseil, ein Vorhaben, das er an ihrem Standort Torit verfolgte.
Torit ist die Hauptstadt des Bundesstaates Ost-Äquatoria in diesem erst 2011 vom Sudan unabhängig gewordenen Land. Zuvor wurden Millionen Menschen in den Bürgerkriegsjahren des Sezessionskrieges umgebracht oder vertrieben, und auch danach wurde der Bürgerkrieg neu entfacht und hält immer noch an. Viele Eltern sind geflohen und haben ihre Kinder zurückgelassen, sie kehren erst langsam in die Heimat zurück. Torit liegt ganz weit im Süden des Landes. Von hier ist es nicht mehr so weit bis nach Uganda oder Kenia. Aber auch diese Region ist von den Unruhen betroffen, und es gibt gewaltige Flüchtlingsströme von hier in die Nachbarländer, vor allem nach Uganda. Der Südsudan ist eines der gefährlichsten und allerärmsten Länder der Erde, fast Dreiviertel der Bevölkerung sind Analphabeten.
Östlich vom Stadtrand, wo bereits die offene Trockenwald-Landschaft beginnt, ist eine Anlage mit einem Waisenhaus, das die Bezeichnung Faith Ministry Int’l Orphanage Home trägt, nur ein paar hundert Meter vom UNMISS-Feldlager hier draußen entfernt. Es wurde im vergangenen Jahr eingerichtet, und hier werden derzeit erst 30 Kinder betreut, weil die Mittel stark eingeschränkt sind.
Anmerkung: Faith Ministry ist kein Ministerium, sondern wörtlich zu verstehen als Glaubensdienst einer (christlichen) Glaubensgemeinschaft, und Faith Ministries International sind Einrichtungen von Glaubensmissionen, die den christlichen Glauben in der Welt verbreiten. Es gibt zahlreiche Glaubensbewegungen in Afrika, die diese Ausdrücke verwenden; viele sind als Unternehmen (Inc.) in Städten durch die USA verteilt eingetragen und auch karitativ unterwegs. Die ganze Szene ist nicht sehr transparent, so dass sich die Zugehörigkeit dieses Waisenhauses zu einer konkreten Organisation so leicht nicht ermitteln lässt.
Die deutschen UN-Soldaten hatten die Idee, 40 Etagenbetten von Schreinern vor Ort anfertigen zu lassen, um das Waisenhaus langfristig für die bevorstehenden Aufgaben zu wappnen. Lachen Helfen sagte zu, das Geld dafür zur Verfügung zu stellen, € 90,– pro Bett, und so konnte Sven Lindner die Betten am 15. Februar 2018 anliefern lassen und sie gemeinsam mit der Geschäftsleiterin des Feldlagers, Mary Cummins, übergeben, die zusätzlich Fußbälle und andere Sportsachen mitgebracht hatte. Die Kinder und mit ihnen die Betreuer freuten sich sehr, denn die meisten werden ab jetzt zum ersten Mal im Leben in einem soliden Bett schlafen.
Hintergrund:
Kriege und Konflikte: Südsudan. Konfliktportrait von Gihan Abdalla (09-Feb-2021)
Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn – © 2021 bpb (CC BY-NC-ND 3.0 DE)