Im Rahmen ihres Einsatzes für die Mission UNAMID werden die deutschen Polizisten auf ihren täglichen Streifenfahrten in der Region Darfur die Not in den vielen Flüchtlingslagern gewahr, in denen über die Jahre aus ihren Dörfern Geflohene zusammengeführt wurden. Die Menschen, die sich hier eingefunden haben, haben keinerlei Perspektive, in ihre Heimatorte zurückzukehren, weil immer noch Rebellen das Land durchstreifen und wahllos Dörfer zerstören und Menschen umbringen. Die offiziellen Stellen tun ihr bestes, um Häuser anzulegen und sogar Schulen für die Kinder einzurichten, doch es gibt kaum genügend Möglichkeiten und Mittel, alles zu bewältigen. Ein Ende des Konfliktes ist nicht absehbar, und die Menschen wissen, dass es für längere Zeit so sein wird. Das Schlimme ist, dass eine ganze Generation von Kindern unter diesen elenden Bedingungen aufwächst und ihnen die Zukunft im eigenen Land für lange Zeit verbaut sein wird. Die Polizisten wollen nicht nur ihren Dienst tun, sondern jede Gelegenheit ergreifen, die sich bietet, den Menschen, insbesondere den Kindern, zu helfen.

Hintergrund:

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Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn – © 2020–2023 bpb (CC BY-NC-ND 3.0 DE)

Eines der beiden großen IDP camps, so die englische Bezeichnung, vor den Toren von Al-Faschir, der regionalen Hauptstadt von Nord-Darfur, ist Abu Schuk. Alleine hier leben etwa 100.000 Menschen, von denen sich einige Holzverschläge gebaut haben, wenn sie nicht wie die meisten behelfsmäßig in Zelten leben. Von oben erkennt man ein Mosaik aus kleinen Quadraten, die eine Fläche so groß wie ein Stadtteil belegen. Das heißt aber nicht, dass es hier so etwas wie eine Infrastruktur gäbe.

Die Polizisten fanden hier eine kleine, von den Flüchtlingen selbst gebaute Schule vor, die den Namen Al-Salam-Grundschule trägt – Sie wissen, dass salam Frieden heißt! Sie ist im Rohbau, wird aber zwangsläufig schon genutzt. Es fehlt neben Fenstern und Türen auch jegliches Mobiliar, von eingerichteten Schulklassen und einem regulären Schulunterricht kann gar keine Rede sein. Trotzdem kommen hier täglich 300 Kinder zusammen. Wo sollen sie auch sonst hingehen. Direkt angegliedert ist ein Kindergarten, der sich um die ganz Kleinen kümmert. Theoretisch haben beide „Häuser“ jeweils zwei Aufenthaltsräume, und es gibt einen Stall zur Aufbewahrung von Unterrichtsmaterial, bei dem Polizeikommissar Jörg Schwarz schon dafür gesorgt hat, dass er eine fest verschließbare Tür bekommen hat.

Leute aus dem UN-Basislager halten hier auch inzwischen selbst außerhalb ihrer Dienstzeit Englischkurse ab. Die Kinder sitzen dabei stets auf der Erde oder zum Teil auf Matten, die die Polizisten ebenfalls mitgebracht haben. Schreiben können sie im Sitzen dabei kaum, und Spaß machte das ganze nicht. Die Lehrer werden übrigens vom Schulgeld bezahlt, das die Eltern aufbringen müssen – genauso wie diese für Bücher, Hefte und andere Schulsachen aufkommen müssen. So brachte Jörg Schwarz Anfang März 2014 schon einmal Schulbücher, Schulhefte und Schreibsachen in die Schule, die er den beiden Lehrern übergeben konnte (im Photo zusammen mit einer Dolmetscherin).

In einer nächsten Aktion hatte Jörg Schwarz mit Mitteln von Lachen Helfen in der Stadt 100 einfache Plastikstühle gekauft, die er ins Flüchtlingslager brachte.

Die weiteren Maßnahmen verzögerten sich, weil eine Zuspitzung der Sicherheitslage und die daraus erwachsenden offiziellen Aufgaben die Polizisten unter Spannung hielten. Erst Anfang Mai konnten sie der Schule wieder einen Besuch abstatten und die im zweiten Anlauf besorgten Schulmöbel wie Lehrerpulte und Schultafeln sowie weiteres Lernmaterial vorbeibringen. Sie wurden wieder freundlich empfangen, und alle, auch die Kinder, blicken hoffnungsvoll in ein neues Schuljahr.