Am 12. Juni 2013 statteten StFw Sascha Dosoudil und seine Kamerad(inn)en den beiden Höheren Mädchenschulen Rābi’a Balkhī und Sorya im Viertel Kart-e Tschar in Kabul wieder einen Besuch ab, handelt es ich doch um zwei große staatliche Schulen, in denen kein Schulgeld zu zahlen ist und die deshalb von hoher Bedeutung für die Bevölkerung der ganzen Metropolregion sind. Außerdem liegt den deutschen Soldaten, die hier in Afghanistan für die Technische Beratergruppe (GAFTAG) im Rahmen von ISAF im Einsatz sind, insbesondere die so lange von den Taliban unterdrückte höhere Schulbildung der Mädchen sehr am Herzen (vgl. Bericht von Human Rights Watch (2017): Afghanistan: Mädchen kämpfen um Bildung). Und was ebenfalls in ihrem nicht ungefährlichen Alltag für sie immer wieder Stärkung und Bestätigung ausmacht, ist die Spannung, mit der sie stets von den Schülerinnen und den Kindern der Lehrerinnen, die dort in Kindergärten untergebracht sind, erwartet und empfangen werden. Hier ist der Bericht der Soldaten von diesem Tag:

„Kabul um 8:00 Uhr morgens – Vier gepanzerte Fahrzeuge verlassen das Camp im Norden, um heute Kindern wieder ein Lachen zu bringen. Es liegt ein leichter Schatten über der Fahrt. Wegen der angespannten Sicherheitslage wurde die Tour nur unter strengen Sicherheitsauflagen genehmigt. Dennoch sind alle bester Laune und freuen sich auf die Kinder, die sie sicherlich längst wieder sehnsüchtig erwarten.

Rābi’a Balkhī-Schule

Herzliche Begrüßung …

Herzliche Begrüßung …

Kabul, 8:40 Uhr Innenstadt – Ankunft des Konvois an der ersten Mädchenschule Rābi’a Balkhī. Die Fahrt hat nur 40 Minuten durch das Gewühl von Kabul gedauert, weil wir inzwischen alle Winkel und Zufahrtsstraßen gut kennen. An der Schule werden wir herzlich empfangen. Zuallererst müssen wir klarmachen, dass wir – wegen der aktuellen Sicherheitslage – auf höheren Befehl unsere Waffen und Ausrüstung nicht ablegen dürfen. Die Lehrerinnen stutzen, reagieren aber dann mit Verständnis, und die Kinder, die uns ja auch gut kennen, halten sich damit gar nicht erst auf, als sie uns freudig und erwartungsvoll bedrängen. Alle sind dankbar, dass wir trotzdem den Weg zu ihnen gefunden haben.

Die nächsten zweieinhalb Stunden sind einfach unbeschreiblich. Wir sind umgeben von überschwänglich lachenden Kindern. Ohne Scheu und mit einem entwaffnenden Charme sprechen uns die Mädchen und kleinen Jungs an und stören sich nicht an unserem Outfit. Wir verteilen Kuscheltiere, Schreibmaterial, Kleidung, Bettdecken, Spielsachen, … In der Aufregung haben wir keine Photos gemacht. Die Kinder zeigen uns stolz ihre Schule. Sie fragen uns, wo wir herkommen, und das alles in perfektem Englisch. Dann besuchen wir noch den letztens eingerichteten Computerraum und den Kindergarten der Schule, in dem die Kinder der Lehrerinnen beaufsichtigt werden. Mit einem unglaublichen Selbstbewusstsein tragen die Kleinen afghanische Lieder vor. Zum Abschluss werden wir in der Schulbibliothek noch zu Tee und Kuchen eingeladen.

Es geht weiter zur anderen Mädchenschule.

Sorya-Schule

Wieder werden wir von den Kindern herzlich begrüßt. Wir übergeben die 16 Flachbildschirme für den Computerraum, die wir offiziell von € 2000,– Spendengeld besorgt haben, und Decken für die kalte Jahreszeit, die wieder kommen wird. Weiteres Material für die Ausstattung haben wir selbst finanziert.

Danach zeigt man uns die Schule, und wir werden die ganze Zeit von lachenden Kindern begleitet. Überall sehen wir Projekte, die Sascha bereits verwirklicht hat: Klassenräume, Lehrmaterial, Spielzeug, Sportsachen usw. Vier Mädchen singen ein afghanisches Lied. Die Selbständigkeit der Schülerinnen ist beeindruckend. Die Schulleiterin erklärt uns, dass das zu ihrer Philosophie gehört. Wenn die Kinder Vorstellungen oder Wünsche haben, müssen sie diese selbst vortragen. Wenn man in die Augen der jungen Mädchen sieht, wird einem schnell klar, dass Afghanistan eine Zukunft hat, eine Zukunft ohne Gewalt und Terror, an der diese Mädchen beteiligt sein werden.

„Sascha ich danke Dir für das schöne Wetter, das Du uns immer bringst. Seit Du letztes Mal hier warst, habe ich keine Minute mehr gefroren,“ sagt eine der Kleinen ganz schüchtern.

Zum Abschluss werden wir wieder zum Essen eingeladen. Es gibt kabuli pulaw mit Fladenbrot, ein afghanisches Nationalgericht. Sehr lecker. Danach bereiten wir den Rückmarsch vor. Es kehrt Ruhe ein, und alle sind ganz still. Ohne Staus und lautes Mädchen-Geschnatter 🙂 kommen wir schnell durch Kabul zurück zum Camp.

Das Geld, das in die Bildung der Jugend investiert wird, trägt mehr Früchte als die Investitionen in Waffen und Munition. Die Jugendlichen sind hoch motiviert zu lernen und voller Zuversicht. Wir haben mit der Unterstützung dieser beiden Mädchenschulen genau die richtige Entscheidung getroffen. Die afghanische Bevölkerung traut den Deutschen zu, dass sie hier helfen wollen und keine eigenen politischen Interessen verfolgen. Unsere Hilfe findet deshalb Anerkennung.