Durch den Zustrom fliehender Rebellen aus dem „Arabischen Frühling“ radikalisiert er­klärten Tuareg-Kämpfer im Frühjahr 2012 die nationale Unabhängigkeit des nörd­lichen Teils des Wüstenstaates Mali in West­afrika und machten die Stadt Gao am Niger zu ihrer neuen Hauptstadt. Zu dem Gebiet gehört auch die sagenumwobene Stadt Timbuktu am Rande zur „großen Wüste“, der Sahara. Die Zentralregierung Malis fügte sich der Entwicklung. Nur ein Jahr später gewann jedoch eine islamistische, der al-Qaida nahestehende Gruppe von Rebellen (Ansar Dine) in dem neuen, Azawad – Savanne – genannten „Staat“ die Oberhand und forderte lautstark als Rechtsform die Einführung der Scharia. Das rief die frühere Kolonialmacht Frankreich auf den Plan, die gestützt durch eine UN-Resolution Anfang 2013 in einer raschen Militäroperation die bereits in den Süden drängenden Islamisten besiegte (Opération Serval). Der Konflikt in Nordmali konnte so zwar beigelegt werden, aber seitdem entfachen sich immer wieder Glutnester in Westafrika, es hat sich eine salafistische Bewegung unter dem Namen „al-Qaida im Maghreb“ manifestiert, die den ganzen nordafrikanischen Kontinent in Unruhe versetzt und inzwischen zu deutlichen Verwerfungen auch in den Staaten am Südrand der Sahara geführt hat (siehe Konflikt in Mali und vgl. dazu auch die Ausführungen in unserem Beitrag zum Hilfsprojekt im Südsudan 2014/2015).

Auch die Bundeswehr sprang den Franzosen 2013 zur Seite und hat 2016/2017 nochmals die Verlängerung und Ausweitung ihres Einsatzes im Rahmen der EU- und der UN-Friedensmission in Mali (MINUSMA) beschlossen.

Für uns in Deutschland kaum vorstellbar werden in Mali, einem der ärmsten Länder der Welt, die Kinder oft in Schulzelten aus Strohmatten unterrichtet. Das ist in dem Wüstenland kein Problem, da sich die Hitze darin nicht staut, Hauptsache die Kinder sind vor Sonne und Wind geschützt. Eine Schule mit nur einem gemauerten Klassenraum und drei solchen Strohmattenzelten von 3 x 5 m² ist die private Attada-al-Islami-Grundschule Aldschanabandia im besagten Gao am Niger, das übrigens nicht mal 87.000 Einwohner hat. Die Zahl der Kinder in der kleinen Schule war im vergangenen Schuljahr von 60 auf an die 100 gestiegen, so dass sich 20 bis 25 Kinder in einen „Raum“ drängten. Für nur € 770,– hat Lachen Helfen auf Initiative der deutschen Soldaten vor Ort über CIMIC Strohmatten und Gerüst aus Holz (welches in dem Wüstenstaat unverhältnismäßig teuer ist) für ein weiteres Zelt anschaffen lassen sowie Material zur Ausbesserung der vorhandenen Zelte und konnte noch Schulhefte für die Kinder oben drauf legen. Diese Aktion mag manch einem winzig erscheinen, aber sie ist ein Beispiel für eine Investition in die Bildung der Kinder und für die Akzeptanz der fremden Soldaten in der Bevölkerung eine immens wichtige Geste.

Diesen Bericht finden Sie auch in den Lachen Helfen Nachrichten I/2017!

Hintergrund:

Kriege und Konflikte: Mali. Konfliktportrait von Christian Klatt (05-Nov-2020)

Kriege und Konflikte: Sahel – Ursachen der Gewalteskalation. Analyse von Olaf Bernau (21-Jan-2021)

Kriege und Konflikte: Stabilisierung der Sahelzone. Analyse von Daniel Bendix (02-Feb-2021)

Interaktive Karte: Atlas des Arabischen Frühlings (07-Jan-2022)

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